Autor: Urs Deiss
Texte: The Munich Show, Sonderausstellung
Bilder: Rolf Schweizer
Die Funde der Erdinger Ur-Elefanten stammen aus der Zeitepoche Tertiär, genauer aus der oberen Süßwassermolasse und sind ca. 10 Millionen Jahre alt. Die Elefantenfunde sind alle dem Deinotherium zuzuordnen. Deinotherium ("Schreckenstier") wird auch wegen seiner aus den Unterkiefern wachsenden Stoßzähne als „Hauerelefant" bezeichnet und ist eine ausgestorbene Gattung der Rüsseltiere.
Es war mit einer Schulterhöhe von bis zu 5 Metern das größte Landsäugetier, das es jemals in Deutschland gab. Streufunde einzelner Kiefer, Schädel und weiterer Knochen gab und gibt es in ganz Europa und teilweise auch in Afrika; komplette Skelette sind jedoch die ganz große Ausnahme. Weltweit wurden kaum mehr als 4 bis 5 (Teil-)Skelette beschrieben.
Dass nun gleich zwei derart vollständige Exemplare (plus Nachweis eines dritten Elefanten) so komplett an einem Ort entdeckt werden konnten, ist außergewöhnlich und sensationell.
Die beiden Erdinger Ur-Elefanten wurden vom Grabungsteam auf "Big Alex" und "Little Consti" getauft. Big Alex ist das deutlich größere Tier, von dem der Schädel bereits 2004 gefunden wurde. Obwohl er noch nicht ganz ausgewachsen war, lag seine Schulterhöhe schon bei weit über 4 Metern. Der kleinere und besser erhaltene Ur-Elefant Little Consti war ein Jungtier, bei dem die Backenzähne noch nicht vollumfänglich durchgebrochen waren, und maß bereits über 3 Meter.
Unterkiefer mit Stosszahn
Rechtes Schulterblatt von Little Consti, ca. 65x40 cm
Vollständiger rechter Oberschenkelknochen des dritten Deinotheriums (Lonely Pete), ca. 120x45 cm
Unterarm von Big Alex, ca. 115 cm
Lebensgrosse Skelettrekonstruktion eines Spinosaurus
Kopf eines Spinosaurus
Ernst Stromer von Reichenbach war ein deutscher Paläontologe, der maßgeblich zur Erforschung der Dinosaurier Nordafrikas beigetragen hat. Er wurde am 12. Juni 1871 in Nürnberg geboren und entstammte einer adeligen Familie. Sein Interesse an Naturwissenschaften, insbesondere an der Paläontologie, führte ihn zu einem Studium der Geologie und Zoologie an verschiedenen Universitäten, darunter die Universität München, wo er 1893 promovierte. Stromer entwickelte sich zu einem Pionier der Dinosaurierforschung, insbesondere durch seine Entdeckungen in der Sahara. Seine bedeutendste Expedition unternahm Stromer in die ägyptische Wüste, in die Region Bahariya, wo er zwischen 1910 und 1914 mehrere Ausgrabungen durchführte.
Diese Expeditionen wurden von zahlreichen Herausforderungen begleitet, doch trotz der Schwierigkeiten gelang es Stromer, bedeutende Fossilien zu bergen. Zu den wichtigsten Entdeckungen dieser Expedition zählt die Entdeckung des Spinosaurus, eines der größten jemals bekannten Raubdinosaurier. Der Spinosaurus ist ein außergewöhnlicher Dinosaurier, der sich signifikant von anderen Theropoden unterscheidet. Besonders auffällig ist das große Rückensegel des Spinosaurus, das von langen Dornfortsätzen seiner Wirbel gestützt wurde. Stromer beschrieb den Dinosaurier erstmals wissenschaftlich 1915 und gab ihm den Namen Spinosaurus aegyptiacus. Die Funde, die Stromer in der Bahariya-Oase machte, waren ein Durchbruch, da sie völlig neue Erkenntnisse über die Fauna der Kreidezeit in Afrika lieferten. Neben dem Spinosaurus entdeckte er weitere bedeutende Dinosaurier, darunter den Carcharodontosaurus und den Aegyptosaurus.
Die von Stromer geborgenen Fossilien wurden nach Deutschland transportiert und im Paläontologischen Museum in München ausgestellt. Zur damaligen Zeit beherbergte das Museum, das heute Teil der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie ist, einige der bedeutendsten Funde aus Nordafrika. Die Ausstellung der Spinosaurus-Fossilien zog Wissenschaftler und Dinosaurier-Enthusiasten aus aller Welt an. Stromers Fund war nicht nur wissenschaftlich bedeutend, sondern auch eine Attraktion für das Münchner Museum, das damit eine führende Rolle in der paläontologischen Forschung einnahm.
Leider erlitten Stromers Funde ein tragisches Schicksal während des Zweiten Weltkriegs. Am 24. April 1944, während eines Luftangriffs der Alliierten auf München, wurde das Paläontologische Museum schwer getroffen. Ein Großteil der Sammlung, darunter auch die fossilen Überreste des Spinosaurus, wurde bei diesem Angriff völlig zerstört. Lediglich einige Zeichnungen und Fotografien blieben erhalten, die Stromer selbst während seiner wissenschaftlichen Arbeit angefertigt hatte. Diese Dokumente sind bis heute von unschätzbarem Wert, da sie die einzigen Zeugnisse der ursprünglichen Fossilien darstellen. Die Zerstörung war ein schwerer Verlust für die Paläontologie. Es dauerte Jahrzehnte, bis neue Funde des Spinosaurus gemacht wurden. In den 1990er Jahren und später wurden in Marokko und Ägypten weitere Überreste entdeckt, die das Verständnis über diesen Dinosaurier erweiterten, aber Stromers Originalfunde blieben für immer verloren.
Spinosaurus, Halswirbel
Spinosaurus Halswirbel
Spinosaurus, Schwanzwirbel, vorne
Spinosaurus, Schwanzwirbel
3 Schwanzwirbel mit Dornfortsatz
"Der geschlossene Kreis". Ein Kunst (stoff)-Projekt von Hendrik Hackl
Kopf des Ichthyosauriers
Hansjörg, Pia, Rolf
Das Mass Bier hat sehr gut geschmeckt!
Rolf, Christian, Hansjörg
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